Burg-Gymnasium
Bad Bentheim

Religion auf dem Pausenhof und auf dem Schulklo

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„Luther und die Reformation im 19. und 20. Jahrhundert" – Moment mal, denkt sich der ermattete Zeitgenosse bei diesem Titel: War die Reformation nicht im 16. Jahrhundert? Feierten die Protestanten nicht das ganze Jahr 2017 lang – und sicherheitshalber schon zuvor – 500 Jahre Reformation? War nicht 1517 der Ausgangspunkt für den diesjährigen Gedenkmarathon?

Ja schon, genau das ist der Kern: Der Erinnerungsrummel ab 1817 – nach 300 Jahren Reformation also – war noch viel größer. Deshalb ist es ganz berechtigt, zu untersuchen, wie Luther und die Reformation im 19. Jahrhundert wahrgenommen und wie sie noch im 20. Jahrhundert gesehen wurden, vor allem aber, welche Folgen sie für den Alltag der Leute hatten. Das war das Thema, das Prof. Dr. Olaf Blaschke am 15. Dezember 2017 vor Schülerinnen und Schülern der Oberstufe des Burg-Gymnasiums erörterte. Blaschke, Professor für Neuere und Neueste Geschichte in Münster, erklärte, dass nach den Erschütterungen der Französischen Revolution eine neue Sinnsuche eingesetzt habe, wie sie in der Romantik deutlich geworden sei. Dabei habe sich der aufkommende Nationalismus mit Luther verkoppelt, der als besonders „deutsch" galt und zur Abgrenzung von allem „Welschen" und „Römischen" dienen konnte.

Anders als das 18. Jahrhundert sei das 19. Jahrhundert das Zeitalter der Kulturkämpfe geworden, das die Bevölkerung gespalten habe. Erst dann seien Christen ganz stark in bestimmte Untergruppen getrennt worden. Das wurde an drei Konflikt- und Abgrenzungs-Dimensionen deutlich: erstens an den Konflikten innerhalb einer Konfession, etwa zwischen Konservativen und Liberalen, zweitens an Konflikten zwischen Konfessionen, etwa zwischen Katholiken und Protestanten, und drittens an Abgrenzungen und Konflikten außerhalb der Religion, wie diese sich auf Politik, Wirtschaft, Vereine, Erziehung, Medien ausgewirkt hätten.

Besonders diese dritte Dimension nahm Blaschke in den Blick. Neben Bismarcks Kulturkampf mit Kanzelparagraph und Brotkorbgesetz, der im einstündigen Geschichtsunterricht der Jahrgangsstufe 8 nur noch gestreift wird, ging es um Aspekte, die für die Schülerinnen und Schüler eindrücklich waren: etwa um die abgetrennten Pausenhofbereiche für Katholiken und Protestanten an Schulen, auf dass sich keine Freundschaften unter den Schülern entwickelten. Oder satirisch-grotesk anmutend: nach Konfessionen separierte Kabinen auf dem Schulklosett. Und selbst dem heimischen Wohnzimmer war noch bis weit ins 20. Jahrhundert anzusehen, ob es neben Entspannung und Rekreation auch der katholischen Heiligenverehrung oder der protestantischen Erbauung diente.

Nach Blaschkes Vortrag zeigte sich in der Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern, dass religiös-konfessionell geprägter Raumdekor auch heute noch zu finden ist: Ein Oberstufenschüler berichtete von seinem Freund – und dessen „russisch-orthodoxem Wohnzimmer". Die Veranstaltung am Burg-Gymnasium bewies, dass wissenschaftliche Fundierung, Lebensnähe und Schülerperspektive keine Widersprüche sein müssen bei einem abiturrelevanten Thema.


Text und Fotos: HUM

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